Sowohl das Post Office Protocol Version 3 (POP3) wie das Internet Message Access Protocol (IMAP) stammen aus den 1980er Jahren und zählen zu den ältesten heute noch verwendeten Standards in globalen IT-Netzwerken. In der frühen Phase vor Entstehung des heutigen Internets mit interaktiven Webseiten dienten Computernetze primär der Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Forschern in wissenschaftlichen oder militärischen Institutionen. Der direkte, persönliche Austausch von Informationen über E-Mail war wesentlich wichtiger als das Abrufen von statischen Inhalten. IMAP und POP3 erwiesen sich in diesem Umfeld als ergänzende Normen, die je nach Situation entscheidende Vor- und Nachteile aufweisen und bis heute die Grundlage für das Lesen von E-Mail-Nachrichten bilden.
Welche Besonderheiten hat das POP3 Protokoll?
Das POP Protokoll wurde 1984 veröffentlicht und ist bis heute in seiner 1988 definierten Version POP3 in Verwendung. Es beschreibt prinzipiell lediglich, wie sich ein Empfänger (Client) mit einem Server (Host) verbindet und gespeicherte Nachrichten von diesem abruft. Weitere Funktionen wie zum Beispiel eine hierarchische Struktur von Adressen, Filter für die Zuordnung oder eine Synchronisierung von mehreren Endgeräten stellt POP3 nicht zur Verfügung. Es bietet daher nur eine eingeschränkte Auswahl an möglichen Aktionen, um eine E-Mail zu bearbeiten:
- Authentifizierung auf einem E-Mail-Server durch Adresse und Passwort
- Informationen über Zahl und Größe der gespeicherten Nachrichten
- Empfang auf einem einzelnen lokalen Computer oder Smartphone
- Anzeige von Metadaten einer E-Mail (Header)
- Löschen von Nachrichten
Die Verwendung von POP3 orientiert sich – wie die Bezeichnung bereits andeutet – an einem traditionellen Postsystem, bei dem ein Brief einmalig an einen einzigen Kunden zugestellt wird. Im Unterschied zu IMAP löscht POP3 die E-Mail nach der Abfrage automatisch von dem Mailserver, so dass diese anschließend ausschließlich als lokale Kopie auf dem erstmalig verwendeten Client zur Verfügung steht.
Wie unterscheidet sich IMAP von dem POP3 Protokoll?
Die Funktionsweise von IMAP arbeitet nach einem vollständig anderen Prinzip als POP3: Es handelt sich hier um einen Standard, der seinen Nutzern einen Fernzugriff auf ein Postfach erlaubt, in dem der Mailserver die empfangenen und gesendeten Nachrichten speichert. Es erweitert dadurch POP3, das ausschließlich die Zustellung einer E-Mail an einen berechtigten Empfänger übernimmt, um zahlreiche Funktionen. Die wichtigsten darunter sind:
- Sortierung, Priorisierung und Filterung von E-Mails nach vordefinierten Merkmalen
- Dauerhafte Speicherung der Inhalte auf dem Server und einem oder mehreren Endgeräten
- Automatische Synchronisierung mit beliebig vielen Clients
- Übersichtliche Verwaltung zum Beispiel durch Zustellung oder Speicherung in verschiedenen Ordnern
- Daten werden nach Abruf zentral archiviert und nicht gelöscht
Technisch handelt es sich bei IMAP um ein von Nutzern veränderbares Dateisystem, das auf dem Mailserver angelegt. In ihm werden alle Informationen bis zu einer ausdrücklichen Änderung – etwa dem Verschieben in andere Verzeichnisse oder das Löschen von Inhalten – gespeichert. Bei einem Abruf synchronisieren sich E-Mail-Programme auf unterschiedlichen Clients mit dem Server, weil IMAP bei jeder Verbindung alle Daten aktualisiert und gelöschte oder verschobene Nachrichten entsprechend darstellt.
Welche Vorteile bringt POP3 vs. IMAP für seine Nutzer?
Heute ist in den meisten Fällen IMAP das empfehlenswerte Verfahren, weil es zahlreiche Funktionen besitzt, die mittlerweile von vielen Menschen als selbstverständlich angesehen werden. Darunter zählen zum Beispiel eine zentrale Archivierung, die automatische Synchronisierung über mehrere Endgeräte und eine strukturierte Verteilung von Nachrichten in unterschiedliche Ordner. Allerdings sollte POP3, obwohl es ein sehr einfaches Protokoll ist, nicht unterschätzt werden und bietet in bestimmten Situationen wichtige Vorteile. So benötigt es durch die lokale Speicherung nur sehr wenig Ressourcen und ermöglicht einen extrem hohen Datenschutz, weil eine E-Mail nur kurzfristig und nicht dauerhaft auf öffentlich erreichbaren Root Server oder virtuellen Servern gespeichert wird. Grundsätzlich ist außerdem wichtig, dass beide Protokolle lediglich den Empfang von Nachrichten organisieren – das Versenden erfolgt in der Regel über das Simple Mail Transfer Protocol (SMTP).
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